Das Projekt

Teil 1:

Im ersten Teil dieser kleinen Serie haben wir einen ganz knappen Umriss gezeichnet, für welchen Zweck Stammseiten geeignet sind. Mit diesem zweiten Teil beginnen wir den konkreten Aufbau von Stammseiten für eine einfache Zeitschrift, sei es für eine Firmenpublikation, eine Vereinszeitschrift oder eine Schülerzeitschrift. Für dieses Beispiel gehen wir aus von einer Broschüre im Format DIN A 4. Wir beginnen mit ein paar Grundüberlegungen zur Gestaltung.

Zusätzliches Handwerkszeug

Legen Sie sich ein paar Zeitschriften und ein Lineal bereit, um Vergleiche anzustellen. Bereiten Sie zum Experimentieren eine unformatierte Textdatei (ca. eine Seite) mit einem Programm wie Wordpad oder TextEdit vor. Achten Sie bei dieser Datei darauf, dass die Datei Absätze nur mit einem Return trennt, nicht mit zwei.

Teil 2:

Vorüberlegungen zum Satzspiegel

Die meisten Seiten einer Zeitschrift haben ein ähnliches Aussehen. Es gibt aber einige Sonderfälle: Das Titelblatt hat nahezu immer eine andere Gestaltung als der Rest, ebenso die Rückseite. Oft soll auf der vorletzten Seite (oder der dritten von hinten) immer das Impressum stehen. Für eine Zeitschriftenvorlage beginnt man am besten mit einer Skizze auf Papier, welche Seiten solche festen Besonderheiten haben.
Dann macht man sich Gedanken zur Gestaltung der normalen Seiten. Das passiert am besten gleich am Rechner. In RagTime wird im Foyer, Tafel »Neu beginnend mit« auf »Stammlayout« geklickt. RagTime erzeugt ein neues Dokument mit einer Seite, die fast aussieht, wie eine normale Layoutseite. Der Karteikartenreiter oben über der Seite steht allerdings in der Mitte. Dies deutet an, dass es sich um eine Stammseite handelt.
Als erstes legt man den »Satzspiegel« fest, und zwar mit Hilfslinien. Hilfslinien werden mit der Maus aus den Linealen am Fensterrand herausgezogen und auf der leeren Seite losgelassen. Mit einem Doppelklick auf eine Hilfslinie öffnet man einen Dialog, in dem die Position exakt als Koordinate eingegeben werden kann, auf Wunsch lässt sich hier auch die Farbe ändern.
Wir beginnen mit einer typischen rechten Seite. Die ersten Fragen sind: Wie groß sollen die Ränder zu den Seitengrenzen sein und wie viele Spalten soll der Text haben. Auf A4 gut lesbar ist ein dreispaltiger Text. Zwei Spalten sind möglich, aber die Zeilen sind so lang, dass sie deutlich schwerer zu lesen sind.
Eine A4-Seite ist 21 cm breit. Wenn er Außenrand 2 cm betragen soll (rechter Rand auf einer rechten Seite), muss die Hilfslinie bei 19 cm liegen. Der Innenrand (links auf einer rechten Seite) kann schmaler sein, hier stoßen im fertigen Heft zwei Ränder gegeneinander. Wählen wir 1,5 cm.
Der untere Rand einer Seite ist üblicherweise am breitesten (beim Lesen von Büchern muss da der Damen Platz haben), nehmen wir 2,5 cm. Von oben gemessen ist das die Position 27,2 cm für die Hilfslinie.
Die drei Spalten: Unsere Ränder lassen einen Raum von 17,5 cm. Die Spalten müssen einen Abstand haben, wählen wir 5 mm. Verbleiben 16,5 cm für den Text, geteilt in drei Spalten. Die Spalten sind damit 5,5 cm breit. Von links beginnend ergeben sich folgende Positionen für weitere senkrechte Hilfslinien:
7,0 cm 7,5 cm 13,0 cm 13,5 cm
Der obere Rand der Seite hängt sehr davon ab, wie jeweils der Seitenkopf gestaltet wird. Soll der Bereich nur eine Überschrift für die Seite enthalten, wählen sie ihn etwas kleiner als den unteren Rand, z.B. 2 cm. Soll dort je ein Logo o.A. platziert werden, richtet sich der Rand danach.

Wenn Sie die Seite bis zu diesem Punkt gestaltet haben, machen Sie ein kleines Experiment: Klicken Sie den Karteikartenreiter oben über der Stammseite an und rufen »Layout - Doppelseitige Stammseite« auf. RagTime erzeugt jetzt eine linke Seite, auf der alle senkrechten Hilfslinien gespiegelt erscheinen. Dies ist der Grund, weshalb ich vorgeschlagen habe, mit einer rechten Standardseite zu beginnen. Da wir noch nicht ganz fertig sind, entfernen Sie die linke Stammseite bitte wieder: Seitenreiter anklicken und »Layout - Linke Stammseite löschen«.

Bild 2:
Das Projekt
Zu Bild 2:
Hilfslinien der ersten Stammseite
Teil 3:

Vorüberlegungen zur Schrift

Die Wahl einer Schrift für Ihre Zeitschrift ist erheblich geschmackgebunden, evtl. in Ihrem Fall sogar schon vorgegeben. Ein paar Überlegungen sind jedoch gut zu verallgemeinern.
Druckschriften werden in zwei Hauptgruppen geteilt: Mit Serifen und ohne. (Serifen sind die kleinen Abschlüsse an Enden von Strichen, z.B. oben und unten beim I.) Eine typische Serifenschrift ist die Times, Sansserif sind Helvetica und Arial. Sansserif-Schriften wirken meist moderner, sind aber für den Fließtext erheblich schlechter zu lesen. Wenn dieser »moderne« Effekt nicht zwingend nötig ist, benutzten Sie die Sansserif-Schriften nur für die Überschriften, nicht für den Fließtext.
Für die Lesbarkeit ganz wichtig sind auch die Schriftgröße und der Zeilenabstand. Anfänger haben einen starken Hang, die Schrift zu groß und den Zeilenabstand zu klein zu wählen. Probieren Sie einmal einen Wert wie 9 Punkt Schriftgröße und 12 Punkt Zeilenabstand.
Experimentieren mit der Schrift
Benutzen Sie zum Testen eine Kopie des Dokuments, an dem Sie gerade arbeiten. Öffnen Sie den Dialog »Fenster - Hilfsmittel - Schriftvorlagen«.
a) Wählen Sie links in der Liste unter dem Dokumenttitel »Standardschrift« aus. Wählen Sie rechts die Tafel »Zeichensatz«. Wählen Sie als Zeichensatz eine Serifenschrift, z.B. Times. Wählen Sie unter Größe 9 pt und schließen Sie den Dialog.
b) Öffnen Sie »Fenster - Hilfsmittel - Absatzvorlagen«. Wählen Sie links »Standardabsatz« und rechts die Tafel »Ränder«. Im Bereich »Zeilenposition« geben Sie bei »Zeilenabstand« hinter dem »plus/minus« eine 3 ein. Damit bekommen die Zeilen zusätzlich drei Punkt Abstand gegenüber der normalen Zeilenhöhe. Schließen Sie den Dialog.

c) Legen Sie auf der Stammseite drei Rahmen für die Textspalten an. Dank der Hilfslinien geht das nun sehr schnell.
d) Verbinden Sie die drei Rahmen mit dem Pipeline-Werkzeug.
e) Rufen Sie »Fenster - Neue Komponente - Layout« auf. Wählen Sie das Stammlayout im folgenden Dialog.
Eine normale RagTime-Seite mit drei Rahmen geht auf.
f) Wählen Sie einen Rahmen an und rufen »Zeichnung - Inhaltsart - Text« auf.
(Hinweis für Anwender mit Erfahrungen in XPress oder InDesign: Es ist wichtig, den Rahmen erst im Layout zum Textrahmen zu machen, nicht aber im Stammlayout. Dort müssen die Rahmen leer bleiben!)
g) Importieren Sie nun einfachen, unformatierten Text in den ersten Spaltenrahmen (oder klicken Sie in den Rahmen und tippen herzhaft darauf los).
Zur Abschätzung, wie das alles aussieht, sollte die Seite fast vollständig mit Text gefüllt sein. Drucken Sie die Seite aus und vergleichen Sie den Ausdruck mit einer Zeitschrift.

Bild 3:
Das Projekt
Zu Bild 3:
Einstellungen für die Vorlage "Standardabsatz"
Teil 4:

Zur Abschätzung, wie das alles aussieht, sollte die Seite fast vollständig mit Text gefüllt sein. Drucken Sie die Seite aus und vergleichen Sie den Ausdruck mit einer Zeitschrift.
Nun kommen die eigentlichen Experimente: Öffnen Sie wieder »Fenster - Hilfsmittel - Schriftvorlagen« und ändern die Schriftgröße auf 10 Punkt. (Die Zeilen haben jetzt einen Abstand von 13 Punkt.) Drucken Sie die Seite aus und vergleichen Sie.
Wählen Sie im selben Dialog auch eine andere Schriftart. »Times« ist eine sehr enge Schrift, viele andere Schriften sind leichter lesbar.
Öffnen Sie den Dialog für die Absatzvorlagen und wählen »Standardabsatz« und die Tafel »Anordnung«. Schalten Sie die Ausrichtung von »Linksbündig« auf »Blocksatz«. Drucken Sie die Seite und vergleichen. Der Blocksatz wirkt sehr aufgeräumt, der Flattersatz dagegen lebendiger.
Ändern Sie die Absatzabstände. Geben Sie in der Tafel »Ränder« für den »Abstand oben« einmal +12 ein (oder +13 wenn das Ihre Zeilenhöhe ist). Drucken Sie wieder die Seite. Probieren Sie auch einmal einen Wert wie 6 Punkt. Wenn Sie als Absatzabstand eine halbe Zeilenhöhe wählen, stehen die Zeilen in den Spalten mal auf derselben Höhe, mal eine halbe Zeile versetzt. Meist ist das keine gute Wahl.
Übertragen Sie die Einstellungen, die Ihnen im Test am besten gefallen, in Ihr eigentliches Arbeitsdokument - mit Ausnahme der Zeilenhöhe. Dafür gibt es eine Alternative, die meist besser ist: Ein Grundlinienraster. Dazu mehr in der nächsten Folge.

Bild 4:
Das Projekt
Zu Bild 4:
Zwei fertige Seiten der kleinen Zeitschrift
Teil 5:

Anhänge

Zum experimentieren haben wir den kleinen Ausschnitt aus dem "Picture of Dorian Gray" und die zwei Bilder angehängt. Der Text ist ein Auszug aus der Fassung in Project Gutenberg, die Bilder entstammen der Wikipedia und unterliegen der Creative Common Lizenz