Formatvorlagen sind generell eine Zusammenfassung von Eigenschaften unter einem Namen, die dann Objekten insgesamt zugewiesen werden können. Eine Schriftvorlage umfasst z.B. die Schriftart, -größe, -farbe etc. Eine Absatzvorlage kennt Ränder, Zeilen- und Absatzabstände... Linienvorlagen kennen Linienstärken, -strichelungen, Arten von Linienenden...
Formatvorlagen sind Bestandteil eines Dokuments auf oberster Ebene. Bei der Arbeit stehen immer die Vorlagen aus zwei Dokumenten zur Verfügung: die des aktuellen Dokuments und die des RagTime-Hilfsmittel-Dokuments.
Weil neu angelegten Objekten in einem neuen Dokument immer bestimmte Standardvorlagen aus den Hilfsmitteln zugeordnet wird (solange der Anwender keine andere wählt), steckt in diesen Vorlagen auch ein großer Teil der RagTime-Voreinstellungen, beispielsweise, welche Schriftart ein neues Dokument voreingestellt bekommt.
Bei allen Unterschieden in den einzelnen Merkmalen werden Formatvorlagen sehr einheitlich bearbeitet.
tell application "RagTime 6.5"
     tell document 1
          make new character style sheet at end
     end tell
end tell
erzeugt eine neue Schriftvorlage mit dem Standardnamen (“Ohne Titel�), öffnet das Fenster zur Bearbeitung der Vorlagen und wählt sie aus.
Nicht geöffnet wird das Fenster, wenn die Vorlage zusammen mit ihren properties angelegt wird:
tell application "RagTime 6.5"
     tell document 1
          make new character style sheet with properties {name:"Vorlage 1", font:"Arial", size:10} at end
     end tell
end tell
Das Ergebnis ist eine Schriftvorlage namens “Vorlage 1� im Dokument, die 10 Punkt Arial benutzt.
Die meisten Arten von Formatvorlagen kennen Hierarchien für vererbte Merkmale. Eine Schriftvorlage unterhalb von Standardschrift kann alle Merkmale von Standardschrift erben, die Größe z.B. könnte man dagegen aus der Vererbung herausnehmen und fest, unvererbt festlegen. Wenn man dann die Schriftart von Standardschrift ändert, ändert sich auch die (vererbte) Schriftarteigenschaft des untergeordneten Stils, die Größe würde in diesem Beispiel aber nicht mit geändert werden. Für die Vererbung muss man neue Vorlagen in der Hierarchie einordnen können. Betrachten Sie folgendes Script:
tell application "RagTime 6.5"
     tell document 1
          set stil_1 to (make new character style sheet with properties {name:"Top Stil"} at before character style sheet 1)
          set stil_2 to (make new character style sheet with properties {name:"Kind 1"} at end of stil_1)
          set stil_3 to (make new character style sheet with properties {name:"Kind 2"} at end of stil_1)
          set stil_4 to (make new character style sheet with properties {name:"Enkel"} at end of stil_2)
     end tell
end tell
Der Stil “Top Stil� wird vor dem ersten vorhandenen Stil angelegt. Da der bisher erste Stil immer auf oberster Ebene (d.h. ohne geerbte Eigenschaften) liegt, liegt jetzt auch Top Stil auf oberster Ebene.
Unterhalb von Top Stil werden die beiden Stile “Kind 1� und “Kind 2� angelegt. “Enkel� dagegen wird unterhalb von “Kind 1� angelegt. Wenn man dieses Script auf ein neues Dokument anwendet, sieht die Anordnung der Schriftvorlagen im Inventar aus wie Abgebildet.
Es gibt im Dokument spezielle Vorlagen für Farben, die zu einem von drei Farbmodellen gehören, die RagTime kennt: RGB, CMYK und CIE Lab.
Grundsätzlich werden Farben wie folgt angelegt:
tell application "RagTime 6.5"
     tell document 1
          make new named color with properties ¬
               {name:"Lab-Rot", kind:process, color:{LabL:50, Laba:80, Labb:80}} at end
     end tell
end tell
Die Script-Bezeichnung für benannte Farben ist “named color�. Im record der properties ist ein Eintrag wiederum ein record: color. Für Lab- und RGB-Farben hat dieser record drei Einträge, für CMYK 4. Die benutzten Koordinaten im record bestimmen das Farbmodell. Beispiele für die drei Modelle:
color: {LabL:80, Laba:-50, Labb:-60}
color: {red:0.0, green:82.0, blue:100.0}
color: {cyan:55.0, magenta:0.0, yellow:6.0, black:0.0}
(Es ist in diesen records sinnlos, Koordinaten verschiedener Modelle zu mischen.)
Bei Lab liegen die Werte für Luminanz im Bereich 0 bis 100, die beiden Farbton-Koordinaten a und b liegen im Bereich von -127 bis +128.
Die Komponenten von RGB- und CMYK-Farben werden in Prozent angegeben, also im Wertebereich von je 0 bis 100.